Im Jahr 2020 lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland1 bei rund 81 Jahren.
Tendenziell wird die Gesellschaft immer älter, die Lebensqualität nimmt mit zunehmendem Alter jedoch meist ab. Viele westliche Erkrankungen sorgen zudem für eine Abhängigkeit von Medikamenten, technischen Hilfsmitteln oder Pflegekräften.
Doch nicht überall auf der Welt ist dies üblich. In bestimmten Teilen der Erde gibt es Orte, an denen die Menschen auch im hohen Alter noch körperlich sehr aktiv sind.
Insgesamt sind fünf Regionen bekannt, an denen die Menschen auf eine ganz besondere Art und Weise leben. Diese Orte werden als Blue Zones bezeichnet.
Erfahren Sie hier, welche Lebensweise sich hinter den Blue Zones verbirgt und was Sie sich für Ihre eigene Gesundheit davon abschauen können.
Was sind Blue Zones?
Als Blue Zones werden insgesamt 5 Regionen auf der Welt bezeichnet. In diesen Regionen sollen die ältesten und gesündesten Menschen der Welt leben. Die allgemeine Lebenserwartung ist an diesen Orten besonders hoch. Typische Alters- oder ernährungsbedingte Erkrankungen, wie Diabetes oder Arteriosklerose, die hierzulande teils zum Alter dazugehören, treten dort kaum auf.
Das sind die 5 Blue Zones der Erde
Okinawa, Japan
Auf der japanischen Insel Okinawa sollen die ältesten Frauen der Welt zu finden sein. Die Menschen dort leben nach dem sogenannten “Ikigai”-Prinzip: Jeder Tag hat einen Grund, für den es sich lohnt, zu leben und morgens das Bett zu verlassen. Diese Lebensweise vermittelt das Gefühl, eine bestimmte Rolle in der Gesellschaft einzunehmen und gebraucht zu werden. Die Menschen in Okinawa verfügen über ein hohes Maß an gegenseitiger Unterstützung und Dankbarkeit. Zudem arbeiten viele von ihnen draußen und versorgen sich mit selbstangebautem Gemüse und heilenden Kräutern.
Ikaria, Griechenland
Die Kombination aus typischer Mittelmeer-Diät und Erholung, sozialer Interaktion und Religion bildet hier die Basis für ein gesundes Leben.
Die Ernährung besteht aus sehr viel Gemüse, Salat, Früchten, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Fleisch, Olivenöl, Fisch, Pasta/Reis und Vollkornprodukten. Dazu gibt es täglich frische Tees aus selbstangebauten Kräutern, denen blutdrucksenkende und antivirale Eigenschaften nachgesagt werden. Auch Ziegenmilch ist ein beliebtes Getränk und reich an Calcium, Kalium und der Aminosäure Tryptophan.
Zur täglichen Aktivität gehören Gartenarbeit, lange Spaziergänge oder Fahrrad fahren. Zudem halten die Griechen regelmäßig einen Mittagsschlaf von bis zu 30 Minuten, wodurch Stresshormone abgebaut und die Energiereserven wieder aufgefüllt werden.
Ogliastra, Sardinien
In Ogliastra sollen die meisten über hundertjährigen Männer leben. Diese sind oft noch bis ins hohe Alter aktiv.
Die Ernährung besteht überwiegend aus Vollkornbrot, Bohnen, der saisonalen Ernte sowie Ziegenmilch und -käse. Die Ziegenmilch ist reich an wertvollen Mikronährstoffen wie Calcium, Kalium, einigen Vitaminen und ihr wird eine antientzündliche Wirkung nachgesagt.
Am Abend wird häufig ein kleines Glas Wein getrunken. Die beliebte Sorte Cannonau besitzt einen hohen Anteil an Flavonoiden mit antioxidativer Wirkung. Auch der gesellschaftliche Aspekt spielt eine wichtige Rolle. Dabei wird die ältere Generation bewusst in die Erziehung und Prägung der Kinder mit einbezogen. Ältere Menschen genießen zudem ein hohes Ansehen.
Nicoya, Costa Rica
Der soziale Zusammenhalt und die Spiritualität stehen in Nicoya an erster Stelle. Familien leben häufig gemeinsam unter einem Dach. Dabei übernimmt jedes Familienmitglied eine bestimmte Rolle und erfüllt so seinen individuellen Zweck im Leben. Es wird viel an der frischen Luft und in der Sonne gearbeitet. Die Ernährung besteht insbesondere aus Mais und Bohnen, die die Bewohner mit wertvollen Antioxidantien versorgen. Die dort angebauten Orangen liefern wichtige Vitamine. Getrunken wird hauptsächlich Wasser mit einem hohen Calciumanteil, der für den stabilen Knochenbau der dort lebenden Menschen verantwortlich sein könnte. Am Abend wird meist leichte Kost für einen guten, erholsamen Schlaf verzehrt.
Loma Linda, Kalifornien
Die Menschen in Loma Linda sind vor allem durch ihre gemeinsame Glaubensrichtung der Siebenten-Tags-Adventisten geprägt. Sie eint der Glaube an Jesus Christus sowie der hohe Stellenwert der Familie, täglicher Bewegung in der freien Natur und von gesundem Essen.
Die Bewohner teilen die gleichen Werte und unterstützen sich viel gegenseitig.
Die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Loma Linda liegt deutlich unter dem amerikanischen Durchschnitt, was mitunter am sparsamen Genuss von Fleisch sowie dem hohen Verzehr von Nüssen, Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Wasser liegen könnte. Auch die Portionsgrößen gestalten sich eher klein. Besonders am Abend essen die Menschen dort zeitig und weniger.
6 Tipps für gesunde Lebensgewohnheiten
Das Geheimnis der Blue Zones könnte in dem harmonischen Zusammenspiel einer gesunden, naturbelassenen Ernährungsweise, der zwischenmenschlichen Interaktion und dem Umgang mit verschiedenen Umweltfaktoren liegen.
Das Leben der Menschen in den Blue Zones ist von besonderen Gewohnheiten geprägt. Einige davon können Sie auch in Ihren Alltag integrieren:
1. Sorgen Sie für Entspannung
Nehmen Sie sich täglich ganz bewusst Zeit nur für sich. Probieren Sie Achtsamkeitsübungen, Meditation oder Yoga aus, um Stress gezielt abzubauen. Auch Auszeiten von Medien wie Fernsehen, Radio, oder sozialen Netzwerken können dabei hilfreich sein. Planen Sie auf dem Weg zur Arbeit etwas mehr Zeit ein, um Stress zu vermeiden.
2. Verbinden Sie sich mit Gleichgesinnten
Suchen Sie sich Gleichgesinnte und umgeben Sie sich mit Menschen, die einen positiven Einfluss auf Sie haben und die Ihre Werte teilen. Gemeinsame Aktivitäten finden sich beispielsweise bei der Arbeit in gemeinnützigen Organisationen, in Vereinen oder im Besuch von Sportkursen. Investieren Sie Zeit, um starke Freundschaften aufzubauen.
3. Bringen Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag
Sie müssen kein tägliches Sportprogramm absolvieren. Viel wichtiger ist eine moderate Aktivität, die Sie mit wenig Aufwand in Ihren Alltag einbauen können. Benutzen Sie die Treppen anstatt des Fahrstuhls und versuchen Sie, sich weniger Tätigkeiten von technischen Geräten abnehmen zu lassen: Waschen Sie Ihr Geschirr selbst ab, kneten Sie Ihren Teig mit den Händen oder benutzen Sie einen Besen zum Reinigen.
Suchen Sie sich zudem Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten und Ihren persönlichen Interessen entsprechen. Möglich sind beispielsweise das Gärtnern an der frischen Luft, Sportarten wie Fahrradfahren, Yoga oder Tanzen oder auch ein handwerkliches Hobby. Auch hier können Sie sich Gleichgesinnte suchen, um Ihre Motivation voranzutreiben.
4. Geben Sie Ihrem Leben einen Sinn
Begeben Sie sich auf eine innere Reise und finden Sie etwas, was Sie wirklich erfüllt. Das könnten Ihre Familie, ein Hobby oder die Arbeit sein. Finden Sie heraus, was Ihre Stärken sind. Um sich mental fit zu halten, empfiehlt es sich, ab und an etwas Neues zu lernen: eine neue Sprache, ein Instrument oder Kochen - das Wichtigste dabei ist, dass es Sie begeistert.
5. Essen Sie weniger
Schon 20 % weniger zu essen, kann einen enormen Unterschied zwischen einer Gewichtszunahme und -abnahme schaffen, sowie sich auf Ihr Wohlbefinden nach einer Mahlzeit auswirken. Versuchen Sie, sich zunächst kleinere Portionen aufzufüllen und diese in Ruhe und bewusst zu genießen. Zudem fördert intensives Kauen das Sättigungsgefühl.
6. Bevorzugen Sie pflanzliche Lebensmittel
Gemüse und Obst bilden die Grundbausteine der Ernährung in den Blue Zones. Versuchen Sie, ausreichend Gemüse zu jeder Mahlzeit zu essen. Für den kleinen Hunger zwischendurch eignen sich insbesondere Nüsse als gesunder Energielieferant.
2-3x pro Woche können Sie auf Fisch und mageres Fleisch zurückgreifen. Achten Sie hierbei jedoch unbedingt auf eine gute Qualität.
Die Menschen in den Blue Zones leben aktiver, ernähren sich gesünder und werden älter als in anderen Regionen der Erde. Auch Sie können die Chance nutzen, einige dieser gesunden Gewohnheiten in Ihr Leben zu integrieren.
Hier finden Sie weitere Informationen:
- The Blue Zones, Second Edition: 9 Lessons for Living Longer From the People Who've Lived the Longest Taschenbuch – Illustriert, 6. November 2012, Englisch Ausgabe von Dan Buettner